Endlich neue Geschichten von Elke Heidenreich: anrührend, bewegend und oftmals umwerfend komisch.
'Ach, das wäre doch nicht nötig gewesen', mit diesen Worten wurden von der Mutter jahrelang die Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke entgegengenommen - und entwertet. Nach ihrem Tod, der die einzige Tochter stärker belastet, als ihr lieb ist, finden sich all diese kostbaren Schals und Cremes unbenützt in den Schränken. Aber es findet sich noch mehr. In einer Schachtel, sorgfältig und augenfällig zugleich verborgen, entdeckt die Tochter Fotos, auf denen die Mutter mit ihrer großen Lebensliebe abgebildet ist: einer Frau.
Elke Heidenreichs Geschichten versuchen die rasende Zeit wenigstens für einen Moment anzuhalten. Die Vergeblichkeit dieser Anstrengung hat entweder eine elegische Stimmung zur Folge - oder sie entlädt sich in Ironie: von beidem sind diese Erzählungen durchtränkt.
An dem Tag zum Beispiel, als Boris Becker zum letzten Mal in Wimbledon spielte, sitzen die Freunde wie schon in all den Jahren zuvor in der Stammkneipe und erinnern sich, wie sie selber waren, als Bum-Bum sein erstes Match auf dem grünen Rasen gewann. Wie lange ist das her, und was ist aus uns geworden? Es sind die aus dem Alltagstrott herausragenden Ereignisse, die unsere Erinnerungen und Elke Heidenreich's Phantasie anstoßen. Eine erwachsene Frau erinnert sich während einer Zugfahrt an ihre erste heftige Liebe. Schon steigt sie aus, sucht und findet den verdutzten Mann und wiederholt mit ihm noch einmal die erste Liebesnacht.
So entstehen kluge, anrührende Lebens- und Liebesgeschichten aus unserer, über unsere Zeit.
Elke Heidenreich
Der Welt den Rücken
Hanser Verlag, 2001
ISBN 3-466-20052-5
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