Harry Mulischs neuer Roman erzählt eine unmögliche Geschichte: die Geschichte von Siegfried, dem Sohn von Adolf Hitler und Eva Braun. Und er stellt die provozierende Frage, wie man das Rätsel dieses Mannes lösen könnte, über den bereits fast alles geschrieben wurde.
Nach einer Lesung in Wien bittet ein altes Ehepaar den berühmten niederländischen Schriftsteller Rudolf Herter um ein Gespräch,und was sie zu sagen haben, ist unglaublich. Die beiden waren Hausangestellte Hitlers auf dem Obersalzberg, und sie haben aus der Nähe miterlebt, was kein anderer weiß: Hitler und Eva Braun hatten einen Sohn, Siegfried.
Im Untergang des Nazireiches muss auch er sterben, Hitler lässt ihn erschießen. Verschanzt im Bunker der Reichskanzlei, mit dem Wissen dass er ihn nicht mehr lebend verlassen wird, gesteht er Eva Braun den Mord. Und inmitten der letzten Schlacht um Berlin macht Hitler der Mutter seines toten Sohnes einen Heiratsantrag.
Herter ist von der Geschichte wie besessen, seine Gedanken kreisen um nichts anderes mehr. Hat das Rätsel Hitler, die Verkörperung des Bösen schlechthin, ihn nicht immer schon mehr beschäftigt als alles andere? Herter greift zum Diktaphon, noch einmal beginnt er mit der Geschichte von Hitler und Eva Braun. Er erzählt, als ginge es um sein eigenes Leben. Alle Menschen und Szenen auf dem Obersalzberg sieht er wie mit eigenen Augen, und plötzlich liegt auch Eva Brauns eigenes Tagebuch vor ihm.
Harry Mulisch
Siegfried. Eine schwarze Idylle
Hanser Verlag, 2001
ISBN 3-446-20090-8
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