Gibt es eine Wiedergutmachung für schreckliches Unrecht?
Der Roman beschäftigt sich mit einem schrecklichen Unrecht und seinen Folgen: 1935 beschuldigt die 13-jährige, ziemlich versponnene Briony den jungen Robbie, einen Freund des Hauses, fälschlicherweise der Vergewaltigung. Mit schlimmen Folgen für die ganze Familie: Robbie wandert ins Gefängnis, Brionys Schwester, die Robbie liebt, verlässt ihre Familie. Briony erkennt schnell, dass ihre Vermutungen voreilig und falsch waren - aber kann sie Vergebung bei Robbie und ihrer Schwester finden?
Wie eigentlich immer in McEwans Romanen beginnt auch dieser mit einer idyllischen Situation, einer gutsituierten Familie und dem beschätzten Aufwachsen der Hauptperson, die all ihren Schrullen freien Lauf lassen kann. Das Buch folgt dem bisher bewährten Muster, indem eine plötzlich hereinrechende Katastrophe, hier eine tatsächlich stattfindende Vergewaltigung und Brionys Anschuldigungen, die gesamte Situation schrecklich verändert. Dennoch ist dieser Roman meiner Ansich nach deutlich schwächer als die vorangegangenen Arbeiten des Autors. Der Schreibstil ist ungewohnt umständlich und stellenweise fast unsäglich schwülstig. Auch kommt die Geschichte nach der Katastrophe kaum in Gang und ist viel zu behäbig erzählt. Der Schluss wiederum ist überraschend, reicht aber nicht aus, über die vorangegangenen, zähen Seiten hinwegzutrösten. Stark gekürzt wäre dies vielleicht ein gutes Buch geworden. Verglichen mit anderen, wirklich beeindruckenden Romanen von McEwan ist dieses wirklich schwach.
Ian McEwan - Abbitte
DIogenes, 2002
ISBN 3-257-06326-1>
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