Kurzgeschichten, wie sie sein sollen!
Das Schreiben von Kurzgeschichten ist schwierig - auf wenigen Seiten muss der Leser in die Geschichte hineingezogen werden. Wird die Geschichte zu hastig entwickelt, wirkt sie meist flach, wird sie zu langsam erzählt, ist es keine Kurzgeschichte mehr.
Quim Monzo beherrscht dieses Sujet meisterhaft. Ihm gelingt es sogar, in Geschichten mit nur wenigen Seiten Länge eine unglaublich dichte Athmosphäre aufzubauen. Jeder Episode liegt ein meist sehr skurriler Gedanke zugrunde, häufig recht schwarze Gedanken.
Einige Geschichten wirken wie Traumsequenzen - eine zu perfekte Episode über einen Familienvater lässt den Leser stets auf den Moment warten, wann dieser wohl aufwacht. Eine normal beginnende Episode über ein Ehepaar, dessen Kind vor der Geburt stirbt, entwickelt sich zu einem unglaublichen Alptraum. Nicht zu vergessen die wirklich wüste Geschichte über einen Autofahrer, der in einen totschlagswütigen Mob gerät.
Eine schöne Geschichte handelt vom Märchen des Mädchens mit den Schwefelhölzern, dem sein sich jährlich wiederholendes Schicksal allmählich tierisch auf die Nerven geht.
Einen Einblick ins Handwerk des Autors erhält man vielleicht in einer Geschichte, die ihm nicht gefällt und deren Verlauf er unterwegs ständig abändert.
Kurz gesagt, aus meiner Sicht die besten Kurzgeschichten, die ich je gelesen habe. Wer diese Kunstform bevorzugt, müsste an diesem Band seine wahre Freude haben.
Quim Monzo - Die beste aller Welten
Frankfurter Verlagsanstalt, 2002
ISBN 3-627-00097-8
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