Mozart, eine leergeräumte Wohnung und ein frustriertes älteres Ehepaar - Alan Bennett macht seinem Ruf als einer der populärsten englischen Dramatiker wieder alle Ehre.
Die Ransomes, ein prototypisches älteres Ehepaar, haben sich nicht mehr allzuviel zu sagen, teilen eigentlich nur noch eine gemeinsame Vorliebe: Mozart. Ihr ruhiges, geordnetes Leben hätte so bis zum finalen Exit weiterdümpeln können, wäre nicht eines Tages etwas ganz Aussergewöhnliches passiert: nach einem Opernbesuch stehen beide vor ihrer völlig leergeräumten Wohnung. Und völlig heisst hier wirklich völlig: nichts mehr da, vom Schrank bis zum Klopapier
Beide, vor eine völlig neue, unerwartete Situation gestellt, entwickeln sich auf völlig unterschiedliche Weise: Mr. Ransome entwickelt sich weniger, sondern arrangiert sich (zunächst zähneknirschend) mit den Umständen, Mrs. Ransome sieht dies aber eher als Möglichkeit, von vorne zu beginnen. Sie fängt an, sich auch innerlich und in ihrer Einstellung zu sich selbst und anderen zu verändern (köstlich, wenn sie feststellt, dass es sich bei dem indischen Kaufmann um die Ecke nicht um einen Serienmörder sondern um einen wirklich netten Menschen handelt).
Bis eines Tages wieder eine unerwartete Wendung die Ransomes herumwirbelt: der ehemalige Inhalt ihrer Wohnung taucht in einem Lagerhaus wieder auf und nach und nach klärt sich auch die Ursache der ganzen Misere. Es kehrt wieder Ruhe ein, bis eines Tages Mr. Ransome einem Schlaganfall erliegt - interessanterweise beim Hören einer Kassette mit den Geräuschen eines beischläferischen Ehepaares (wo er die her hat, erkzähle ich jetzt nicht, sonst ist ja jeder Witz beim Hören dahin). Am Ende bleibt Mrs. Ransome allein zurück - frei.
Alan Bennetts Geschichte kann in vielerlei Hinsicht als "Lustspiel" bezeichnet werden, wie es der Bayerische Rundfunk in einer Besprechung tat: kurzweilig und witzig, macht es Lust, zuzuhören, es dreht sich aber auch innerhalb des Stücks viel um Lust, wenn auch um verklemmte, unterdrückte, verschrobene. Natürlich kommt auch "Cosi fan tutte" nicht um die eine oder andere Länger herum, Wagenbach sei Dank hat man aber mit Uwe Friedrichsen genau den Richtigen als Erzähler ausgewählt, so herrlich ruhig, immer ein gehöriger Schuss Ironie in der Stimme.
Eine Empfehlung für jeden Hörbuch-Freund!
Alan Bennett
Cosi fan tutte
Gelesen von Uwe Friedrichsen
Wagenbach Verlag / LeseOhr 2003
ISBN 3-8031-4075-7
Kommentare