Als Anntraut Reiser geboren wird, regnet es eiergroße Hagelkörner und der Himmel verfärbt sich giftgrün. Für die Dorfbewohner ein eindeutiger Beweis, dass dieses Kind Unglück bringt. Denn auf dem Land wirkt der Aberglaube stärker als jede offizielle Religion und Politik.
Mit den Jahren jedoch zeigt das stoische Festhalten der Dörfler an ihrem Aberglauben seine Wirkung bei Anntraut. Es trifft sie tief, dass man von ihr abrückt, wenn der Unglückstag ihrer Geburt naht. Sie will dazugehören und den Makel, den sie trägt, vergessen machen. Und so wird aus der aufgeweckten Anntraut eine brave Ehefrau. Sie gleitet in ein unglaublich gleichförmiges, langweiliges Leben - in dem es nur wenige Momente des Glücks mit ihrem Mann und den Kindern gibt.
All ihre Anstrengungen, die Fassade der heilen Welt aufrecht zu erhalten und sich selbst glauben zu machen, sie sei wie alle anderen im Dorf, erweisen sich als sinnlos, als ihr Sohn Alexander bei einem Anschlag ums Leben kommt. Hat sich der Aberglaube doch bewahrheitet und nun ihren Sohn getroffen? Die Dörfler sind davon überzeugt.
Nach all den Jahren kann sich Anntraut zum ersten Mal damit nicht abfinden. Sie will nicht glauben, dass der Tod ihres Sohnes die abergläubischen Weissagungen erfüllt und geht den Ursachen seines Todes selbst auf die Spur. Anntraut begehrt auf und wird in ihrem großen Schmerz wieder sie selbst.
Eigentlich ein sehr spannender Schmöker, wunderbares Lesefutter für lange Herbstnachmittage oder -abende. Was mir die Lesefreude etwas getrübt hat war der Schluss des Buches. Da wurde mir dann doch etwas zu dick aufgetragen... nunja, trotzdem - ein spannendes und ungewöhnliches Buch, das ich gerne weiterempfehle!
Monika Bittl
Irrwetter
Droemer Verlag 2006
ISBN 978-3-426-19738-7
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