Die Geschichte mit den ukrainischen Traktoren kennt ja mittlerweile fast jeder - jetzt geht's also vom Traktor auf's Erdbeerfeld.
Es geht hier um die Abenteuer einer Truppe ausländischer Erdbeerpflücker in England. Sie kommen aus Polen, der Ukraine, Afrika und China, haben alle gänzlich verschiedene Lebenswege und sehr bestimmte Ansichten darüber, was im Leben wichtig ist.
Irina ist eine Tochter aus gutem ukrainischem Hause, will ihr (hervorragendes) Englisch verbessern und die große Liebe mit einem romantischen Engländer finden (und orientiert sich dabei gern an den Figuren Mr und Mrs Brown aus ihrem Englischbuch). Andrij kommt aus einer ganz anderen Ukraine: Er ist der Sohn eines Bergarbeiters und will keinesfalls so enden wie sein Vater. Dann sind da die Polen: der Bob-Dylan-Fan Tomasz, dessen Turnschuhe bald zu einer Geißel für seine männlichen Kollegen und Mitbewohner werden, Jola, die erfahrene Pflückerin mit der üppigen Figur, und ihre religiöse Nichte Marta, die so erstaunlich gut kochen kann. Dazu zwei Chinesinnen und Emanuel, ein Teenager aus Malawi, der in England seine Schwester suchen will und mit großen Augen diese merkwürdige Welt bestaunt.
Doch die ist voller Gefahren, in Gestalt von erpresserischen Arbeitgebern, regelwütigen Behörden und bewaffneten Gangstern. Als dann der ausbeuterische Erdbeerfarmer überfahren wird, ergreift die ganze Mannschaft in einem klapprigen Wohnwagen die Flucht. Was sie bei ihrer Fahrt durch England zusammen mit ihrem vierbeinigen, ziemlich originellen Reisebegleiter erleben, kann sich so nur Marina Lewycka (oder vielleicht das Leben) ausdenken.
Man kann sich sicherlich über weite Strecken des Buches köstlich amüsieren - aber der Hintergrund, also die wirklich üblen Arbeitsbedingungen von (Schwarz-)Arbeitern, kann einem doch auch zu denken geben. Alles in allem aber auf jeden Fall beste Unterhaltung. Fazit: Lesen!
Marina Lewycka
Caravan
dtv Verlag 2007
ISBN 978-3423246217
Kommentare